Barrierefreie digitale Dokumente müssen die vier Prinzipien der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) des W3C bzw. die entsprechenden Anforderungen aus Abschnitt 10 der EN 301 549 erfüllen. Für PDF-Dokumente gilt zusätzlich der PDF/UA-Standard (PDF/UA-1: 14289:2014 bzw. neu PDF/UA-2: ISO 14289–2:2024).

Die WCAG formuliert die folgenden Prinzipien:

  • nicht-textuelle Inhalte: Textalternativen für nicht-textuelle Inhalte bereitstellen
  • Medien auf Zeitbasis: Medien auf Zeitbasis (Video/Audio/Streams) mit Textalternativen bereitstellen
  • anpassbar: das Layout kann für unterschiedliche Bedarfe umgestellt werden
  • unterscheidbar: Vorder- und Hintergrund müssen gut zu unterscheiden sein (Kontraste)
  • Tastaturerreichbarkeit: alle Steuerelemente müssen per Tastatur erreichbar sein
  • genug Zeit: genug Zeit für Eingaben lassen
  • navigierbar: Mittel zur Navigation, Orientierung auf der Seite und Suchfunktionen bereitstellen
  • mehrere Eingabemöglichkeiten für Formulare etc. über die Tastatur hinaus bereitstellen
  • lesbar: der Text ist lesbar und verständlich
  • vorhersehbar: Seiteninhalte erscheinen und funktionieren in vorhersehbarer Weise
  • Eingabeassistenten: Unterstützung von Fehlererkennung, -vermeidung und -korrektur
  • kompatibel: Unterstützung verschiedener Schnittstellen und Assistenzsysteme
  • Vermeiden von Skriptfehlern in digitalen Dokumenten, da diese die Darstellung verhindern oder beeinträchtigen

Barrierefreies Webdesign: Die vier Prinzipien der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG)

Damit ein Dokument barrierefrei und alle Inhalte korrekt für alle Nutzenden zugänglich sind, müssen einige Punkte bei der Erstellung von Dokumenten beachtet werden. Wichtig ist, dass eine Optimierung bereits bestehender Dokumente im Nachhinein aufwändiger ist, als wenn der Aspekt Barrierefreiheit bereits während der Erstellung berücksichtigt wird.

Hinweise zur Auswahl des Dateiformates

Permalink "Hinweise zur Auswahl des Dateiformates"

Die Auswahl des Dateiformats sollte entsprechend der Zielgruppe und des verfolgten Ziels des Dokuments erfolgen. Folgende Fragen können bei der Entscheidung für ein Dateiformat helfen:

  • Handelt es sich um ein Dokument, in welchem Layout und Gestaltung explizit relevant sind, wird es beispielsweise für den Druck erstellt?
  • Geht es im Wesentlichen um die Weitergabe der enthaltenen Informationen unabhängig vom Dateiformat an die Zielgruppe?

Hinweise zur Dokumentenstruktur

Permalink "Hinweise zur Dokumentenstruktur"

Verallgemeinert gesagt setzt sich die Mehrzahl von Dateiformaten für Dokumente aus zwei Ebenen zusammen: der sichtbaren Präsentationsebene und der versteckten Strukturebene. Die Präsentationsebene eines Dokuments wird ausgedruckt. Die Strukturebene enthält im Hintergrund Meta-Informationen für die sichtbaren Dokumentelemente, welche nicht ausgedruckt werden. So ist anhand der Formatierung eine Überschrift erkennbar. In der Strukturebene ist dieser Text direkt als Überschrift gekennzeichnet. Dies gilt für HTML, Word-Dokumente (DOCX) und auch PDF. Die Zuordnung der Dokumentelemente zu ihrem Typ oder Tag muss während der Dokumenterstellung mit der Anwendungssoftware z. B. über Formatvorlagen durchgeführt werden. Wenn Überschriften optisch wie Überschriften aussehen, aber in der Strukturhierarchie nicht korrekt zugeordnet werden, können diese Texte nicht als Überschriften interpretiert werden. Auf der Strukturebene gelten solche Texte nicht als Überschriften.

Hinweise zu gescannten Dokumenten (Bilder ohne OCR)

Permalink "Hinweise zu gescannten Dokumenten (Bilder ohne OCR)"

Die Weitergabe eingescannter Dokumente ohne eine Texterkennung sollte vermieden werden. Es handelt sich hierbei um Dokumente, welche ohne Überarbeitung nur eine Präsentationsebene haben.

Hinweise zu grundlegenden Dokumenteninformationen

Permalink "Hinweise zu grundlegenden Dokumenteninformationen"

Es sollten grundlegende Informationen zum Inhalt der Datei in den Metainformationen der Datei hinterlegt werden. Dazu gehören die Angabe zur verfassenden Person, das Erstellungsdatum, die verwendete Sprache und auch der Status der Datei zur Barrierefreiheit.

Hinweise zum Dateiexport / zur Dateikonvertierung

Permalink "Hinweise zum Dateiexport / zur Dateikonvertierung"

Wenn Dateien in andere Dateiformate exportiert oder konvertiert werden sollen, muss im Zielformat die Barrierefreiheit erneut überprüft und gegebenenfalls korrigiert werden. Die Barrierefreiheit im Zielformat kann nur gewährleistet werden, wenn die Quelldatei bereits barrierefrei ist.

Hinweise zur Sprachauszeichnung

Permalink "Hinweise zur Sprachauszeichnung"

Für Dateien muss die verwendete Sprache des Inhalts angegeben werden, da Screenreader diese bei der Sprachausgabe verwenden. Enthaltene fremdsprachige Dokumentbereiche sollen in der Strukturebene mit der entsprechenden Sprache gekennzeichnet werden, wenn das Dateiformat dies ermöglicht.

Das Hochschulforum für Digitalisierung gibt in dem Beitrag „Barrierefreie Dokumente mit Markdown, Latex und PDF erstellen“ zu den entsprechenden Dateiformaten vertiefende Informationen.

Hinweise zum Dokumenttitel

Permalink "Hinweise zum Dokumenttitel"

Vergeben Sie einen aussagekräftigen Dokumententitel, der Thema oder Zweck des Dokuments zutreffend beschreibt.

Hinweise für die Gestaltung und das Layout

Permalink "Hinweise für die Gestaltung und das Layout"
  • Lesefreundliche Schriftart: Verwenden Sie serifenlose Schriften. Dies verbessert die Lesbarkeit. Je nach Art des Dokuments muss die Schriftgröße entsprechend gewählt werden. Sowohl sehr feine oder fette, als auch sehr schmale oder breite Schriftarten oder Schriftschnitte sollten vermieden werden.
  • Sonderformatierungen sollten vermieden werden. Kursiv, Versalien (GROSSBUCHSTABEN), Unterstreichung und Schmuckschriftarten verschlechtern die Lesbarkeit.
  • Texte sollten linksbündig, einzeilig gesetzt werden. Wir empfehlen einen Flattersatz und nicht Blocksatz zu verwenden.
  • Es sollten keine leeren Absätze verwendet werden, um Abstand zwischen Textbereichen zu halten. Um dies zu verändern, sollte die Formatierung „Absatzabstand“ benutzt werden. Benutzen Sie für horizontale Abstände Tab-Stopps statt Leerzeichen.
  • Der Farbkontrast zwischen dem Hintergrund und der Textfarbe muss beachtet werden. Schwarze Schrift ist auf weißem Hintergrund gut lesbar. Aufgrund der Rot-Grün-Schwäche vieler Menschen sollte eine Rot-Grün-Farbkombination vermieden werden. Dies gilt auch für Komplementärfarben (Blau-Orange, Gelb-Violett), da diese zu Flimmereffekten führen. Bei farbigen Hintergründen sollte der Kontrast möglichst hoch sein. Das kostenfreie Tool TPGi Colour Contrast Analyser prüft Kontrastverhältnisse.
  • Silbentrennung sollte vermieden werden. Harte, weiche und automatische Silbentrennung führt bei der hörbaren Ausgabe von Text häufig zum Vorlesen von zwei Wörtern.
  • Informationen sollten nicht nur durch Farbe vermittelt werden. Falls dies notwendig ist, sollte versucht werden, dies zusätzlich auf andere Art und Weise deutlich zu machen.

Weitere Details zu der Formatierung von Text finden Sie unter leserlich.info.

Alternativtexte für grafische Darstellungen

Permalink "Alternativtexte für grafische Darstellungen"

Informative Grafiken, Bilder und Diagramme müssen einen Alternativtext haben, welcher die sichtbare Abbildung textuell wiedergibt. In das Beschreibungsfeld sollte eine kurze Erläuterung der Abbildung geschrieben werden. Längere Erläuterungen der Abbildung gehören in den Fließtext. Reine Schmuckelemente, wie Striche oder Kästen, sollten keinen Alternativtext erhalten und als Schmuckelement gekennzeichnet werden. Abbildungen, welche nicht im Zusammenhang mit dem Text und der inhaltlichen Aussage stehen, sollten vermieden werden. Abbildungen sollten mit der Umbruchart „Mit Text in Zeile“ positioniert werden. Der vom Projekt iBoB herausgegebene Praxisleitfaden zur Erstellung textbasierter Alternativen für Grafiken „Gut fürs Image!“ und die Richtlinien zur Umsetzung taktiler Grafiken liefern Hinweise für Formulierungen von Alternativtexten. Für grafisch dargestellte Formeln sind alternative Textbeschreibungen hinterlegt. Siehe z. B. Anleitung „Mathematische Formeln vorlesen, erstellen und zugänglich machen“ des Regionalen Rechenzentrums Erlangen (RRZE) im PDF-Format.

Das DIAGRAM Center liefert mit den „Image Description Guidelines“ Hinweise in englischer Sprache.

Weitere Details zu Alternativtexten sind zu finden im Abschnitt Hinweise zur Erstellung von Alternativtexten.

Hinweise zu Überschriften

Permalink "Hinweise zu Überschriften"

Zur Kennzeichnung von Überschriften sind die entsprechenden Formatvorlagen zu verwenden. Hierbei sollten keine Ebenen übersprungen werden. Sollte die Anwendung, mit welcher das Dokument erstellt wird keine Formatvorlagen unterstützen, verwenden Sie für Überschriften einer Ebene einheitlich eine Schriftart und Schriftgröße.

Für Listen verwenden Sie bitte die Aufzählungszeichen und Nummerierungen der Anwendung. Hier sollten keine selbst eingefügten Zeichen und keine römischen Ziffern verwendet werden.

Tabellen erstellen Sie bitte mit den angebotenen Möglichkeiten der genutzten Anwendung. Zeilen und Spalten sollten entsprechend definierte Überschriftenzellen haben. Diese Überschriften sollten bei mehrseitigen Tabellen wiederholt werden. Umfangreiche und verschachtelte Datentabellen sollten vermieden werden. Gleiches gilt für geteilte und zusammengefügte Zellen, da bei der hörbaren Ausgabe der Bezug zu den sichtbaren Zellen nicht erkennbar ist. Leere Zellen sollten ebenfalls vermieden werden. Siehe auch die Hinweise zur Gestaltung von Tabellen.

Hinweise zu Kopf- und Fußzeilen

Permalink "Hinweise zu Kopf- und Fußzeilen"

Kopf- und Fußzeile sollten keine inhaltlich relevanten Informationen enthalten, die an keiner anderen Stelle des Dokuments erwähnt werden. Die Angabe von durchlaufenden Informationen wie beispielsweise Seitenzahlen oder der Dateiname etc. in Kopf- oder Fußzeilen kann sich insbesondere dann als hilfreich erweisen, wenn Lernende Dokumente ausdrucken. Für assistive Technologien sind Kopf- und Fußzeilen explizit als Schmuckelement (Artefakt) zu kennzeichnen. Bei der Konvertierung des Ausgangsformats in andere Formate sollte darauf geachtet werden, dass alle Informationen entsprechend übernommen werden.

Hinweise zu weiteren Aspekten

Permalink "Hinweise zu weiteren Aspekten"
  • Längere Dokumente sollten immer ein Inhaltsverzeichnis und gegebenenfalls auch ein Glossar enthalten.
  • Die Lesereihenfolge sollte bei der Erstellung von Dokumenten beachtet und überprüft werden.
  • Fuß-, Endnoten und Verweise sollten mithilfe der Funktionen der Anwendung erstellt werden.

Hinweise für Sprache und Text

Permalink "Hinweise für Sprache und Text"

Jeder Text sollte eine Sprache verwenden, die für die angesprochene Zielgruppe verständlich ist. Die gängigen Begriffe dazu sind „Leichte Sprache“, „Einfache Sprache“, „Verständliche Sprache“, „Leicht Lesen“. Wichtig ist, dass diese Begriffe nicht bedeutungsgleich sind. Was unter „Leichter Sprache“ zu verstehen ist, kann auf der Seite des capito Netzwerks nachgelesen werden.

Weitere Hinweise unter folgenden Regelwerken und Leitfäden:

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